Wasserführende Schicht taucht unter die Alpen ab
Im Untergrund des Großraums München befindet sich die derzeit ergiebigste geothermisch genutzte Gesteinsformation in Deutschland. In bis zu 4.600 Meter Tiefe enthält die Kalkgesteinsschicht große Mengen heißer Tiefenwässer, die 25 Geothermieanlagen zur Wärme- und Stromgewinnung nutzen.
Wasserführende Schicht taucht unter die Alpen ab

Im Großraum München liegt eine Kalkgesteinsschicht im tiefen Untergrund vor. Diese ist für die tiefengeothermische Nutzung so attraktiv, weil sie neben dem Gesteinsporenraum auch größere Hohlräume (Verkarstungen) meist in Verbindung mit Störungszonen enthält, die mit heißen Tiefenwässern gefüllt sind. Die Kalkgesteinsschicht im Großraum München, die auch als Oberjura bezeichnet wird, ist ein großes Heißwasserreservoir. 25 Geothermieanlagen nutzen derzeit in Bayern die heißen Tiefenwässer des Oberjuras zur Strom- und Wärmegewinnung.

An der Schwäbisch-Fränkischen Alb tritt der Oberjura an der Oberfläche aus. Nach Süden nimmt die Tiefenlage des Oberjuras, der im Großraum München ungefähr 600 Meter mächtig ist, immer weiter zu – er „taucht“ zu den Alpen hin ab.

München will die Wärmeversorgung bis 2040 auf Geothermie umstellen

Unter Münchens Nordgrenze liegt der Oberjura rund 2.000 Meter tief und unter der Südgrenze schon über 3.000 Meter. Die Temperaturen des geförderten Tiefenwassers variieren je nach Tiefe zwischen 65 bis zu 100 °C. Die Geothermieanlage in der Messestadt Riem, einem Stadtteil mit 16.000 Einwohner:innen und vielen Bürogebäuden, fördert 93 °C heißes Tiefenwasser aus etwa 3.000 Metern Tiefe und deckt damit rund 88 Prozent des Wärmebedarfs der Messestadt. Seit 2016 deckt die Geothermieanlage Freiham (2.500 Meter, 90 °C) die Grundlast des Wärmebedarfs der Stadtteile im Münchener Westen. Am Heizkraftwerk Süd sind insgesamt sechs Bohrungen von einem Standort aus in verschiedene Richtungen abgeteuft (bergmännisch für gebohrt) worden. Sie erreichen eine Tiefe zwischen 2.400 und 3.200 Metern und erschließen ein geothermisches Potenzial von 80 Megawatt. Die geothermische Anlage ging 2022 in Betrieb und versorgt über 80.000 Menschen mit Wärme.

München hat sich zum Ziel gesetzt, als erste Millionenstadt ihren Strombedarf bis 2025 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. Bis 2040 möchte München die erste Stadt sein, die Fernwärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewinnt – auch mit der tiefengeothermischen Nutzung des Oberjuras.

Geothermie wird auch zur Stromerzeugung genutzt

20 Kilometer südlich von München, wo der Oberjura noch tiefer liegt, fördert das Geothermieheizkraftwerk Sauerlach bis zu 140 °C heißes Tiefenwasser aus etwa 4.200 Metern Tiefe und gewinnt Strom für 16.000 Haushalte plus 4 Megawatt thermische Energie. Die benachbarten Kraftwerke Dürnhaar und Kirchstockach erzeugen geothermischen Strom für 32.000 Haushalte. In Kirchstockach wird mittlerweile auch Wärme ausgekoppelt, welche die umliegenden Gemeinden mit Fernwärme versorgt.

Quellen:

Stadtwerke München