Geschrieben von rm am Fr., 30.09.2022 - 12:05
An drei Terminen werden tonnenschwere Messfahrzeuge – auch Vibro-Trucks genannt – an zentralen Plätzen in Krefeld (08.10.), Düsseldorf (12.10.) und Duisburg (15.10.) ausgestellt. Hier können sich interessierte Bürger:innen informieren, wo, wann und wozu die Fahrzeuge zum Einsatz kommen – und was die Messkampagne mit einer klimafreundlichen Energieversorgung für die Region zu tun hat.

Ab Anfang Oktober sind sogenannte Vibro-Trucks im zentralen Rheinland zwischen Viersen, Krefeld, Düsseldorf und Duisburg unterwegs. Ihre Aufgabe ist es, den Untergrund bis in 3.500 Meter Tiefe zu erkunden. Dafür erzeugen die Spezialfahrzeuge mithilfe von Vibrationen Schallwellen, die an den Schichtgrenzen der verschiedenen Gesteinsarten zurückgeworfen werden – ähnlich einer Ultraschalluntersuchung in der Medizintechnik.

Drei Infoveranstaltungen in Krefeld, Düsseldorf und Duisburg

Ganz nahe kommen können Interessierte den Vibro-Trucks bei gleich drei Events an öffentlichen Plätzen. Dann steht jeweils ab 10 Uhr eines der 21 Tonnen schweren Fahrzeuge zum Anschauen und Anfassen bereit, vibriert aber nicht, sodass kein Sicherheitsabstand nötig ist. Ein direkter Kontakt mit den Menschen, die hinter den seismischen Messungen stehen, ist hier auch möglich. An Infoständen informieren der Geologische Dienst NRW – Landesbetrieb – (GD NRW), die Firma DMT, die jeweiligen Städte und Stadtwerke sowie das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW (MWIKE) über Hintergründe und Ziele. Auch die konkrete Messstrecke wird bei den Veranstaltungen vorgestellt. Die Bürger:innen können auf Displays sehen, wo die Vibro-Trucks genau entlangfahren werden.

  • 8. Oktober – Krefeld – Dionysiusplatz
  • 12. Oktober – Düsseldorf – Schadowplatz
  • 15. Oktober – Duisburg – Kuhtor


Hintergrund: geologische Landesaufnahme zur Erkundung des geothermischen Potenzials

Ziel der seismischen Messungen ist es, in der Tiefe Gesteinsstrukturen zu finden, in denen heißes Tiefenwasser fließt. Wenn dies der Fall ist, könnte die Region ihre Wärmeversorgung mithilfe der Geothermie dekarbonisieren. Die Untersuchungen führt der GD NRW im Rahmen der geologischen Landesaufnahme durch. Die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, sodass Kommunen und Unternehmen für eigene regionale Projekte darauf aufbauen können. Grundlage ist der Beschluss des Landtags NRW vom 20.3.2019: „Wärmepotenziale nutzen – Einsatz der Geothermie erleichtern“.

Geothermie steht rund um die Uhr, bei jeder Witterung, ganzjährig zur Verfügung. Die Wärme aus der Tiefe ist klimafreundlich und ihre Nutzung benötigt oberirdisch sehr wenig Fläche. Über Fernwärmenetze kann sie sowohl Bestandsgebäude als auch Neubauten versorgen und ist zudem mit anderen Wärmequellen, wie industrielle Abwärme, Solarthermie oder Biomasse, kombinierbar. Für ihre Nutzung sind jedoch geeignete geologische Strukturen im Untergrund erforderlich.


Seismische Messungen erkunden den Untergrund

Bei der Messkampagne fahren drei Vibro-Trucks in einem Konvoi entlang vorab festgelegter Messstrecken. Alle 40 Meter halten sie an und schicken über eine hydraulisch absenkbare Rüttelplatte am Boden der Fahrzeuge für eine bis drei Minuten Vibrationen in den Untergrund. Diese werden reflektiert und von sogenannten Geophonen (ähnlich Mikrophonen) empfangen. Aus den so gewonnenen Daten können Geowissenschaftler:innen anschließend detaillierte Bilder des Untergrundes erstellen. Bohrungen oder andere Eingriffe in den Boden sind bei dieser schonenden Untersuchungsmethode nicht notwendig.

Mit den Messungen selbst ist die Firma DMT aus Essen beauftragt. Im Vorfeld hat sie entlang der geplanten Messkorridore Straßen und Wege untersucht, Denkmalschutz, den Verlauf von Leitungen sowie etwaige Kampfmittelaltlasten abgeklärt und eine Artenschutzprüfung vornehmen lassen. Somit haben sich nun die Messstrecken konkretisiert. Geplant sind drei Linien von insgesamt 70 Kilometer Länge.

Die Messlinie „Rheinland 1“ reicht von Schwalmtal über Viersen, Tönisvorst und Krefeld bis zum Elfrather See. „Rheinland 2“ kreuzt die Linie „Rheinland 1“ in Traar, verläuft durch Elfrath, Uerdingen, dann rechtsrheinisch vorbei an Mündelheim, Wittlaer und Angermund, bis sie nordöstlich des Düsseldorfer Flughafens endet. „Rheinland 3“ führt von der Messe Düsseldorf nach Norden bis ins Duisburger Stadtzentrum.


Webinare, Webseite und Social Media informieren

Eine Webinar-Reihe zum Projekt geht auf verschiedene Aspekte der geplanten Messungen ein und möchte den Bürger:innen die Thematik näherbringen. Die Webinare finden montags um 17:30 Uhr statt. Bereits am 26. September hat Dr. Martin Salamon vom GD NRW das Projekt Seismik Rheinland sowie die konkrete Messstrecke vorgestellt. Am 3. Oktober erklärt Olaf Brenner von DMT den technischen Ablauf einer Vibrationsseismik. Auf die Möglichkeiten der geothermischen Nutzung geht Ingo Schäfer vom GD NRW am 10. Oktober ein. Im Anschluss werden Videoaufzeichnungen der Webinare auf dem projekteigenen YouTube-Kanal veröffentlicht. Eine Anmeldemöglichkeit gibt es auf der Webseite www.seismik.nrw.de, die umfangreiche Informationen über das Projekt bereitstellt.

Hautnah können Bürger:innen auf den Social-Media-Kanälen des Projekts dabei sein. Unter @SeismikNRW nehmen Mitarbeiter:innen des GD NRW und von DMT Interessierte auf Instagram, Facebook und Twitter mit hinter die Kulissen und berichten in kurzen Video-Clips von ihrer Arbeit. Ab Messbeginn wird dort ebenso wie auf der Webseite täglich aktuell die befahrene Strecke veröffentlicht.